Letztens in der Bahn
Vor ein paar Tagen wollte ich mit dem Zug von Wien nach Passau reisen. Eigentlich kein großes Ding, in gut 2 Stunden kommt man von A nach B. Da ich aus dem Urlaub kam und einen Koffer dabei hatte, reservierte ich mir im Vorhinein einen Sitzplatz.
Alles easy peasy.
Als ich kurz vor Abfahrt des Zuges in Wien mit der Rolltreppe zum Bahnsteig empor glitt, türmte sich eine Mauer aus Menschen vor mir auf. Sie hatten Taschen, Koffer, Räder, Kinderwägen und kleine Kinder dabei. Trubelig.
Da über der ganzen Trubeligkeit jedoch noch eine gewisse zusätzliche Unruhe, eine fühlbare Missstimmung lag, wollte ich dem doch auf dem Grund gehen und suchte den Wagenstandsanzeiger.
Bingo. Der Grund für das wespenartige Gesumm unter den Leuten war gefunden: Die Wagennummern stimmten nicht. Meinen Sitzplatz im Wagen 27 würde es nicht geben, da es keinen Wagen 27 gab. Und ich schlussfolgerte haarscharf, dass es nicht nur mir so erging.
Wenn du hin und wieder mit der Bahn fährst, wirst du schon ähnliche Erfahrungen gemacht haben, gell?
Aber wie ging es weiter?
Es stimmten nicht nur die Wagennummern nicht, sondern die erwartete Anzahl an Wagen hatte sich auch noch halbiert. Also viel zu wenig Platz für die vielen Menschen mit ihren Taschen, Koffern, Rädern, Kinderwägen und kleinen Kindern.

Na prima.
Ich erwartete Gedränge. Und auch Unmutsäußerungen dann und wann. Aber die Wirklichkeit überstieg bei weitem meine Befürchtungen.
Viele pumpten sich mit Einfahrt des Zuges mit Adrenalin auf – man sah es ihnen direkt an, der stiere Blick, die geschwollene Ader auf der Stirn -, um dann ohne Rücksicht auf andere schubsend, drängelnd und fluchend möglichst als erste in die Wagen zu steigen. Mütter mit Kleinkindern auf dem Arm – Ellbogen stießen sie zur Seite. Ältere Mitbürger, nicht mehr so fit auf den Beinen – ein Rempler ließ sie taumeln.
Irgendwann hatten es trotzdem alle in den Zug geschafft, samt Taschen, Koffern, Rädern und Kinderwägen. Aber damit kehrte noch keine Ruhe ein. Die Sitzplätze wurden hart umkämpft. Diejenigen, die saßen, sollten anderen Platz machen. Jeder pochte darauf, das Recht auf diesen bestimmten Platz zu haben. Wie beißwütige Pitpulls gingen sie aufeinander los. Es war ihnen egal, ob sich eine erschöpfte Mutter mit 2 kleinen Kindern dort niedergelassen hatte oder eine Frau in den Achtzigern, die ängstlich ihre Handtasche auf den Schoß drückte.
Wir sind stärker, lauter, unangenehmer, wir bekommen, was wir wollen.

Puh.
Warum erzähle ich dir das?
Zum einen, weil ich echt bestürzt war, wie die Menschen miteinander umgegangen sind. Und dabei war es noch gar keine „wirkliche“ Katastrophe, sondern einfach nur eine Unannehmlichkeit – und der innere Wolf kam schon zum Vorschein. Ich mag mir gar nicht ausdenken, wie es bei einem richtigen Katastrophenfall zugehen würde.
Über NeuroGraphik und den Weltfrieden habe ich schon an anderer Stelle geschrieben.
Zum anderen, weil ich es gern der Zugbegleiterin nachgemacht hätte, die an alle Reisenden Infos zu den Fahrgastrechten austeilte. Ich hätte gern allen meine Visitenkarte in die Hand gedrückt, mit der Empfehlung, in meinen nächsten Basiskurs zu kommen.

Denn dort würden sie die Expressvariante der Entladung lernen. Das perfekte Tool für solche Situationen.
Zieh den Einkaufszettel aus der Hosentasche, glätte ihn über dem Knie, nimm jeden beliebigen Stift und los geht´s. In wenigen Minuten hast du dein Adrenalin wieder im Griff, die Wut ist verpufft, dein Magen kann sich entspannen.
Magst du dir mit mir zusammen vorstellen, wie anders sich die oben geschilderte Situation dargestellt hätte?
Schon auf dem Bahnsteig hätten die Menschen auf der Rückseite der jetzt nutzlosen Sitzplatzreservierung eine Entladung gekritzelt. Wenige Minuten hätten ihnen ausgereicht, um ihren Frust loszuwerden. Plötzlich hätten sie den Impuls gehabt durchzuatmen. Sie hätten erkannt, dass so ein Schlamassel nun mal vorkommen kann und eigentlich nicht wirklich schlimm ist. Erinnerungen an ihren gerade genossenen Urlaub hätten nun den Platz gehabt, in ihrem Inneren aufzusteigen. Die Erholung der vergangenen Urlaubstage hätte ihr Bewusstsein geflutet.
Sie hätten ruhig ihre Taschen, Koffer, Räder, Kinderwägen und kleinen Kinder genommen und automatisch eine Schlange vor den sich öffnenden Türen gebildet. Niemand hätte den Zwang verspürt, zu drängeln und zu schubsen. Alle wären schneller und sicherer in den Zug gekommen.
Im Zug wäre natürlich denjenigen der Sitzplatz angeboten worden, der ihn notwendiger gebraucht hätte. Zuvorkommend hätten Menschen ihren Platz geräumt, um jemand anderen damit zu helfen. Man hätte angefangen, sich zu unterhalten. Neue Verbindungen zwischen fremden Menschen wären entstanden.

Eine schöne Vorstellung oder?
Und alles nur, weil die Menschen ein schnelles Werkzeug zur Hand gehabt hätten, um ihre Aggression abzubauen und ihre Laune zu steigern.
Falls du für die nächste Zugpanne vorbereitet sein willst, aber noch nicht weißt, wie eine Expressentladung funktioniert, komm in den Basiskurs.

Lass uns die Welt friedlicher machen! Für dich und für mich und für all die anderen Menschen mit Taschen, Koffern, Rädern und Kinderwägen.

Danke für deine Meinung, liebe Carina. Ja, du hast ganz recht. Und wir haben auch ein hohes Anspruchsdenken, das das Drama anschürt.
Schöne Geschichte. Sie hat mit Annehmen und Loslassen zu tun. Drama und Konflikte enstehen, weil wir egogesteuert sind. Wir möchten den Moment maximal optimieren und unter Kontrolle haben. Wir haben die Idee, wir können nur zufrieden oder gar glücklich sein, wenn alles stimmt. Glück, Zufriedenheit und Ruhe können wir nicht im Außen finden, nur in uns selbst.
Vielen lieben Dank!
Danke dir für die schöne Rückmeldung, Liebe Claudia. Und super, dass du so regelmäßig entlädst! Ich freue mich, dass es dir guttut.
Eine sehr schöne Zuggeschichte und eine idealisierte Wunschvorstellung am Schluss. 🙂
ABER: Ich nutze die Entladung und auch die Expressvariante seit einigen Monaten sehr regelmäßig und es hilft mir tatsächlich immer. Manchmal mehr, manchmal weniger, aber immer werde ich dabei ruhiger!
Vielen Dank liebe Ingrid für diesen wunderbaren Post!